Persona 3 Portable [PSP]

      Persona 3 Portable [PSP]

      Eckdaten:
      Genre: Rollenspiel
      Entwickler: Atlus
      Publisher: Ghostlight
      System: PSP
      USK: freigegeben ab 12 Jahren


      Japan-Packshot


      Spiele für andere Plattformen zu portieren, ist dieser Tage sehr „in“. Dazu zählen mittlerweile auch die im Shin Megami Tensei-Universum angesiedelten Spiele der Persona-Reihe. Bis vor wenigen Jahren noch eher unbeachtet, gelang dem Universum mit „Lucifer’s Cell“ der Sprung nach Europa und durch die Veröffentlichung von Persona 3 auch die Anerkennung durch die Spielekritiker. Persona 3 Portable ist dabei mittlerweile das 2. Remake des originalen Persona 3 – bereits 2009 erschien mit Persona 3 FES eine Art Director’s Cut, bei dem ein neues Kapitel – genannt „The Answer“ – hinzugefügt wurde. Persona 3 Portable verzichtet zwar auf dieses, bringt aber auch so genug Neuerungen mit sich, um auch den dritten Durchgang des Spieles anzupacken.

      Story:
      Der – anfangs noch namenlose – Hauptcharakter befindet sich auf dem Weg vom Bahnhof zu dem Schülerwohnheim, in dem er leben soll, als er eine bizarre Szenerie wahrnimmt: Die Stadt ist in grünliches Licht getaucht, die elektrischen Geräte sind funktionsuntüchtig und überall stehen anthrazitfarbene Särge. Er schafft es zu seinem Wohnheim, nur um dort wenige Tage später mit einer unfassbaren Tatsache konfrontiert zu werden: Der Tag hat mehr als 24 Stunden und jedes Mal um Mitternacht ereignet sich die „Dunkle Stunde“, in der Monster – im Spiel „Shadows“ genannt – umherstreifen. Die einzigen, die diesen Wesen gegenübertreten können, sind jene, die über eine Kraft verfügen, die sich „Persona“ nennt, und über eben diese Kraft verfügt auch der Hauptcharakter. Fortan macht er mit einem SEES genannten Schulklub Jagd auf die „Shadows“, in der Hoffnung, das Rätsel um die Dunkle Stunde lösen zu können.

      Gameplay:
      Das Spielprinzip gliedert sich in 2 Abschnitte: Unter Tags ähnelt das Prinzip dem eines Ren’Ai-Games, während der Dunklen Stunde kann man den Tartarus, den einzigen Dungeon im Spiel, erforschen. Zeitweise werden diese Erkundungsreisen durch bestimmte Events unterbrochen, aber auch diese gehören mit Monsterjagden zum „RPG-typischen“ Teil des Spieles.

      Part 1: Tagesgeschehen.
      In diesem Part spielen die „Social Links“ und deren Pflegen eine gewichtige Rolle. Jeder Social Link ist dem Bild einer von vierzehn Tarotkarten („Arcana“) zugeordnet. Die Stufe der Social Links, die ihr natürlich pflegen müsst, wirkt sich dabei auf die Personas aus, die der gleichen Arcana zugeordnet sind. Zudem könnt ihr hier euch um eure von den Personas unabhängigen Statuswerte „Charm“, „Academics“ und „Courage“ kümmern, denn auch diese haben einen Einfluss auf die Social Links und ihre Ausformung. Die meiste Zeit verbringt ihr hier in eurer Highschool, nach der ihr entweder alleine etwas unternehmen oder eure Social Links pflegen könnt.



      Gesprächsszene aus dem Ren'Ai-Part.


      Part 2: Tartarus
      Wenn ihr in der Lobby des Wohnheims eine bestimmte Person ansprecht, könnt ihr euch entscheiden, ob ihr Tartarus erkunden wollt. Das Gebäude selbst besitzt mehrere Stockwerke, in denen ihr den Shadows zu Leibe rücken könnt. Die Stockwerke verändern sich – bis auf ein paar Ausnahmen – jede Nacht und mit ihnen auch die Shadows, die ihr dort antreffen könnt.



      Lobby von Tartarus


      Erkundung von Tartarus


      Das Kampfsystem:
      Das KS von P3P ist klassisch menügesteuert. Ihr könnt Angriffe durchführen, Spezialtechniken nutzen, Items einsetzen oder fliehen. Der Hauptcharakter verfügt über zwei zusätzliche Punkte, „Persona“ (hier können Personas gewechselt werden) und „Strategy“ (hier lassen sich die KI-Taktiken für die Charaktere einstellen). Von zentraler Bedeutung ist es, die Schwächen der Gegner ausfindig zu machen und sie niederzuschlagen. Gelingt dies bei mehreren Gegnern in einer Reihe, so lässt sich ein „All-Out-Angriff“ durchführen, der meist zur kompletten Vernichtung der Gegner führt. Weiterhin ist die Performance im Kampf von eurer Verfassung abhängig. Seit ihr total fit, gelingen euch kritische Treffer eher und auch eure Verteidigung wird leicht erhöht. Seid ihr hingegen müde, gehen mehr Treffer daneben und es ist auch leichter, selbst einen kritischen Treffer einzustecken. Nach dem Kampf erhaltet ihr zeitweise die Chance, Karten zu ziehen. Diese ermöglichen u.a. die Heilung der gesamten Truppe, geben euch einen kleinen Geldbetrag oder zusätzliche EXP. Zudem kann der Hauptcharakter neue Personas bekommen.

      Die Personas:
      Zu Beginn wird die Hauptfigur mit einer Startpersona – Orpheus – ausstaffiert. Durch das Ziehen einer Karte mit einer Persona kann man zusätzliche Personas erhalten – allerdings nur, wenn man diese nicht bereits besitzt. Zudem existiert ein Limit der maximal tragbaren Personas, das sich bei jedem Levelaufstieg mit einer Änderung der Zehnerstelle um zwei erhöht. (Anfangs sind 6 Personas möglich). Ist das Limit erreicht, müssen die überzähligen Personas wieder entlassen werden. Ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel erhaltet ihr allerdings die Möglichkeit, zwei oder drei dieser Wesen zu einem neuen verschmelzen zu lassen. Und hier kommen wieder die Social Links ins Spiel, denn je höher deren Rang ist, desto mehr EXP erhalten die bei der Fusion entstandenen Personas. Zudem lassen sich durch die Fusion Fertigkeiten erlernen, die die Persona normalerweise nicht beherrscht.
      Die Persona beeinflusst im Kampf eine Reihe von Parametern, wie Schwächen, Stärken, Immunität oder die Angriffs- und Verteidigungswerte. Wie auch die Charaktere erhalten die am Kampf teilnehmenden Personas EXP, die Hauptfigur entwickelt sich dabei unabhängig. Es ist z.B. möglich eine Persona auf Level 10 zu haben, während der Hauptcharakter schon auf Level 30 befindet. Mit jedem Levelaufstieg erlernen die Personas auch Attacken. Anders als bei den Kollegen des Hauptcharakters – die jeweils nur eine Persona besitzen – ist die Maximalzahl von 8 Techniken nicht immer erreicht. Nur durch den Erwerb neuer Personas ist es auch der Hauptfigur möglich, stärkere Techniken zu erwerben.

      Änderungen in der PSP-Fassung:
      Im Vergleich zu den PS2-Spielen hat die PSP-Version von Persona 3 eine Reihe von Änderungen erfahren. So fehlt in diesem Spiel das aus P3F bekannte Zusatzkapitel „The Answer“. Dafür ist es nun möglich, sich zwischen einer männlichen und einer weiblichen Hauptfigur zu entscheiden. Die Wahl wirkt sich auf die Social Links aus, da der weibliche Charakter mit anderen Figuren des Alltags Verbindungen knüpft als der männliche und dadurch Episoden und kleinere Nebenstränge auch aus einer anderen Perspektive dargestellt werden. Zudem verfügt die weibliche Hauptfigur nur über einen Typ Waffe – eine japanische Schwertlanze („Naginata“), außerdem ist das Menü für den weiblichen Charakter in Rosétönen gehalten. Weiterhin wurden zwei neue Schwierigkeitsgrade hinzugefügt – „Beginner“ für Neulinge und „Maniac“ für Vollblutprofis. Eine weitere Änderung betrifft die Fortbewegung im Alltagspart. Musste man auf der PS2 noch laufen, werden diese Passagen auf der PSP nun durch einen Cursor gesteuert, zudem existiert nun auch innerhalb der Areale ein Schnellreisesystem, das durch Drücken der Quadrattaste genutzt wird und wie es auch schon im 4. Teil der Persona-Reihe eingesetzt wurde. Last but not least wurde das Müdigkeitssystem für die ersten drei Schwierigkeitsgrade entschärft, da es für viele Spieler einen Frustrationsmoment darstellte. Aus FES wurden zudem ein paar neue Personas „importiert“.



      Links der weibliche, rechts der männliche Hauptcharakter.


      Präsentation:
      Grafisch schwankt das Spiel. Die Charaktere in den Lobbys und in der Alltagsgegend werden durch kleine Sprite-Figuren dargestellt. Beim Gespräch mit wichtigen Figuren wird im Stile eines Ren’Ai-Games ein Bild oberhalb der Textbox eingeblendet, auf dem die Figur auch ihre Emotionen zeigt. Tartarus selbst wirkt hingegen sehr „baukastenmäßig“, bestimmte Raumformen werden immer wieder genutzt und lassen daher die einzelnen Abschnitte immer recht gleich aussehen. Lob gibt es für die recht gut ausmodellierten 3D-Darstellungen der Charaktere und vor allem die der Shadows.
      Musikalisch muss sich P3P nicht verstecken. Der von Shouji Meguro komponierte Soundtrack schwebt irgendwo zwischen zeitgenössischen Musikformen wie Rock, Electronica oder HipHop und typischer „Klassik“, wenn man den Synthesizersound des Spieles so nennen will.

      Fazit:
      P3P ist ein gelungenes Remake, bei dem ein ohnehin schon sehr gutes Spiel noch einmal punktuell verbessert wurde. Über die zweckmäßige Grafik des Dungeons hinweggesehen, erwartet den Spieler ein echter Leckerbissen, der sich vom typischen Final-Fantasy-Pathos abhebt. Und dadurch, dass sich die Entscheidungen des Spielers auf das Ende auswirken, kann man das Spiel immer wieder neu erleben. Für mich ein klarer Hit, der in keiner PSP-Sammlung fehlen sollte.